Tobias Krejtschi

Tobias Krejtschi

Bereits während seines Studiums der Illustration an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) in Hamburg arbeitete Tobias Krejtschi an ersten Buchprojekten. Aus einem solchen ging das Bilderbuch Die schlaue Mama Sambona (2007, Text von Hermann Schulz) hervor, in dem eine alte Königin den Tod austrickst. Das Buch, mit dem er noch während seiner Studienzeit einen Illustrationswettbewerb des Peter Hammer Verlags gewann, wurde 2008 mit der Nominierung für den Deutschen Jugendliteraturpreis und dem ersten Platz des Troisdorfer Bilderbuchpreises für Krejtschi zu seiner "Rakete in den Buchhimmel", wie er in einem Interview sagte.

Die Jury des Troisdorfer Bilderbuchpreises überzeugte an dem Debut "die kraftvollen, expressionistisch anmutenden Illustrationen in kontrastreich leuchtender Farbigkeit, die afrikanische Tradition überzeugend mit einem zeitgemäßen Illustrationsstil verbinden" (Helfer, 2009). Die Jurybegründung für die Nominierung für den deutschen Jugendliteraturpreis in der Sparte Kinderbuch lautete wie folgt: "Krejtschi zeigt den Gevatter als buchhalterischen, mürrischen Businessmann, der von der Lebenskünstlerin Sambona charmant zum Amüsement verführt wird. Mit kontrastiv-leuchtender Farbgebung und expressionistisch anmutendem Stil verschränken sich die Bilder gekonnt mit dem afrikanischen Sujet" (Arbeitskreis für Jugendliteratur e.V., 2008).

"Tobias Krejtschi steht für anspruchsvolle Bilderbücher jenseits des Mainstreams." (Filbrandt, 2010)


Ein Jahr nach diesem Erfolg gelang es Krejtschi, ebenfalls noch während seiner Studienzeit, den ersten Platz eines Illustrationswettbewerbs der HAW und des Kindermann Verlags für das Bilderbuch John Maynard (2008) zu gewinnen. In der Adaption des Balladenklassikers von Theodor Fontane sticht vor allem das Portrait der heldenhaften Titelfigur heraus, die das Leben anderer über ihr eigenes stellt.
Nach seinem Studium bereiste Krejtschi Neuseeland, was ihn zu seiner ersten Veröffentlichung als Autor und Illustrator motivierte: Inspiriert von der neuseeländischen Landschaft, der Kultur der Ureinwohner und den Mythen der Maori entstand Wie der Kiwi seine Flügel verlor (2010). In dem Bilderbuch setzt Krejtschi mit einer Kombination aus Bildern in Acryl und Vignetten in Linolschnitt der uralten Maori-Geschichte vom Vogel, der seine Flügel und die Freiheit verliert, aber die Liebe eines ganzen Volkes gewinnt, ein Denkmal.
Eine weitere Reise bildete zwei Jahre später den Ausgangspunkt für ein anderes Buchprojekt: Norwegen inspirierte den Künstler zu Wipfelwärts & Wurzelwärts (2012), einem Leporello, das sich ausgefaltet über beinahe drei Meter erstreckt. Aus dem Schuber geholt, muss man zunächst eine Entscheidung treffen: Folgt man dem Wurzelwicht, der gerne einmal ganz nach oben möchte oder dem Wipfelwicht, der von der dunkeln Höhle ganz unten träumt?
2013 erschien das Buch Ein roter Schuh, für das Krejtschi einen Text von Karin Gruß illustrierte: Entstanden durch die Eindrücke der Kämpfe im Gaza-Streifen erzählt Gruß von einem Bildjournalisten in einem Kriegsgebiet. Kongenial inszenieren die von Krejtschi gemalten Bilder die Perspektive des Journalisten auf den dramatischen Kampf von Ärzten um das Leben eines Jungen, der durch die Explosion einer Splittergranate verletzt wurde. Ein roter Schuh ist das meist prämierte und nominierte Werk Krejtschis (u.a. "Gold Award Winner" beim "Global Illustration Award" in der Kategorie "Children's Book Illustration" der Frankfurter Buchmesse und International Information Content Industry Association (ICIA), Auszeichnung "Die 25 schönsten deutschen Büchern des Jahres" der Stiftung Buchkunst und empfohlen für den Gustav-Heinemann-Friedenspreis für Kinder- und Jugendbücher).
2016 entstand aus der Kooperation mit Karin Gruß das Werk Was WÜRDEst du tun?, in dem es um die Würde des Menschen geht. Die rhetorische Frage des Titels ist dabei leitendes Prinzip: Krejtschi inszeniert mit seinen Bildern Szenen, in denen alltägliche Ungerechtigkeiten aufgezeigt werden. Gruß konfrontiert die Lesenden, indem diese direkt gefragt werden, was sie in dieser Situation tun würden.
In dem Buch Meine Mutter, die Fee (2018, Text von Nikola Hupertz) adressieren Autorin und Künstler sensibel das Thema Depression. Aus dem Blickwinkel des Mädchens Fridi erleben die Lesenden, dass Depression nicht immer grau und eintönig ist; das ernste Thema wird durch das figurale Motiv der Fee greifbar.
Ein weiteres besonderes Werk aus Krejtschis Bibliografie ist die Kinderbibel (2019). Für dieses umfangreiche Buch wurde „die beste Geschichte der Welt“ von Georg Langenhorst neu erzählt. Auf etwas über 200 Seiten werden die Erzählungen von Krejtschis Illustrationen untermalt, in denen er altbekannte Elemente mit Modernem in Verbindung bringt und damit aktuelle Bezüge herstellt.
Die jüngste Bucherscheinung des Illustrators ist sein dritter Beitrag in der Reihe Poesie für Kinder des Kindermann Verlages. Nachdem Krejtschi 2015 die Ballade von Nis Randers (Text von Otto Ernst) illustrierte, erschien 2020 seine Adaption von Die Brück‘ am Tay (Text von Theodor Fontane).

Krejtschi arbeitet und arbeitete fast ausschließlich mit kleinen Verlagen zusammen, was ihm mehr Individualität und Freiheit ermöglichte. Vorherrschend ist für ihn das Vertrauen in die Kompetenz aller an der Produktion beteiligten Fachleute. Krejtschi will Charakter, Stil und Überzeugungen auf den Buchmarkt bringen, sowohl gestalterisch als auch inhaltlich. Dabei hat er die "naive Vorstellung", dass er durch seine Arbeit die Welt auch ein bisschen besser machen könne. Das spiegelt sich in seiner Themenwahl wider, denen oft eine vermittelnde Funktion eingeschrieben ist. Die pädagogische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen liegt ihm daher sehr am Herzen. Vor allem bei Lesungen in Schulen oder bei Veranstaltungen zeigt sich sein Wille, kleine und große Menschen zum Denken und Reflektieren anzuregen.