In Deutschland waren die Universitäten Duisburg-Essen und Bamberg die ersten Hochschulen, die dem amerikanischen Beispiel folgten und Gegenwartsautoren als Gastdozierende für Lesungen und Seminare einluden. Dieser Tradition folgend steht beim Projekt "Illustrator in Residence" ebenfalls ein Künstler im Fokus des Interesses, jedoch ein "Illustrator" – und kein "Poet".
Ähnlich wie bei Autorenlesungen als klassische Form der Autorenbegegnung unterteilt sich die Veranstaltung in verschiedene Bestandteile: Nach der Vorstellung des Illustrators und seines Werks folgt der Vortrag des Künstlers; in diesem spricht er von seiner Arbeit, von der Entstehung seiner Bücher: ein "Illustrator in Residence" also, der analog zu seinen schriftliterarischen Pendants den Zuhörenden seine Ästhetik, seine Poetik, darlegt. Daran knüpft ein Gespräch zwischen Künstler, Moderierenden und Teilnehmenden an.

"Selbstästhetik" und Werkstattgespräch stehen im Zentrum einer neuen Buchreihe, gerahmt von literaturwissenschaftlichen und -didaktischen Beiträgen zur Biographie des jeweiligen Illustrators, zu ihrem/seinem Werk, zur wissenschaftlichen Rezeption und zur Integration des Werks in den Deutschunterricht.

Begleitet wird das Konzept von verschiedenen literaturwissenschaftlich und literaturdidaktisch ausgerichteten Lehrveranstaltungen. In diesen Seminaren und Übungen werden sich die Studierenden zum einen literatur- und medienwissenschaftlich analytisch mit dem jeweiligen Werk beschäftigen, zum anderen werden sie sich literaturdidaktisch mit Möglichkeiten der Vermittlung auseinandersetzen, insbesondere in puncto Leseförderung und -motivation. Die Studierenden erproben damit eine Form der Literaturvermittlung, die heute zum Repertoire schulischer Leseförderung gehören sollte: Derartige Begegnungen mit Autoren bzw. Illustratoren zählen zu den leseanimierenden Verfahren, mit denen Lesemotivation aufgebaut, Anschlusskommunikationen ermöglicht und nachhaltige literarische Leseerfahrungen gefördert werden.